Grabdenkmal, Nr. 30, Kern, 1656
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Abraham von Kern (der Jüngere) * 1595 † 1672
Standort
Pfarrkirche St. Jakob (Außen)
Südseite des Langhauses, unmittelbar neben dem Südportal.
Früherer Standort
Ursprünglich über der Seiteneingangstüre (kleiner und weiter östlich).
Beschreibung
Abraham Kern hat das Familiengrabmal erneuern/restaurieren lassen, indem er durch Gregor Pichler[1] die Darstellung der Auferweckung des Lazarus machen ließ und einer bestehenden Inschrift hinzufügte. Das Flachrelief ist in einen gelängten Vierpass eingefügt, die Ecken sind mit den Familien-/Sippschaftswappen gefüllt. Im Hintergrund eine Landschaft mit Burg, die jedoch weder mit Wasserburg noch mit Zellerreit gleichgesetzt werden kann. Um das geöffnete Grab des Lazarus sind die Personen gruppiert. Die Wiedergabe mancher anatomischer Details ist nicht ganz geglückt. Pichler hat nie die Qualität seiner Lehrmeister Zürn[2] erreicht.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 250 cm Breite: 111 cm
Buchstabenhöhe: 2,5 und 0,4 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original | Deutsche Übersetzung[3] |
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SISTE VIATOR ET BENE PRECARE FAMILIÆ IN CUIUS MEMORIAM EPITAPHIUM HOC RESTAURATUM EST PER NOBI . ET STREN. DNM. ABRAHAMUM KHERN AB ET ZELLERREITH SEREN.UM ELECT.UM ET DUC.UM BAVARIÆ MAXIMILIANI, ET FER DINANDI MARIÆ CONSILIARIUM. Ao MDCLVI |
Bleib stehen, Wanderer, und bete fromm für die Familie zu deren Gedächtnis dieses Grabmal erneuert worden ist durch den edlen und gestrengen Herrn Abraham Kern von und zu Zellerreit, der durchlauchtigsten Kurfürsten und Herzöge von Bayern Maximilian und Fer- dinand Maria Rat, im Jahre 1656 |
Erläuterung
Flachrelief mit Darstellung der Auferweckung des Lazarus, Inschrift gesondert angesetzt, vermutlich vom ursprünglichen Epitaph, da Abraham Kern das Denkmal hatte erneuern lassen. Höhe des Inschriftteils 60 cm, darunter ist ein weiterer schmaler Streifen (Höhe 10 cm) aus Rotmarmor eingesetzt (vermutlich war die Nische bei der Verlegung des Epitaphs um 1826 zu groß geraten bzw. man suchte nach einer horizontalen Basis, auf der die beiden anderen Teile aufgesetzt werden konnten).
Zur Person des Abraham Kern des Jüngeren: Die Kern besitzen das Haus Nr. 7 am Marienplatz (Kernhaus, ehemaliges Amtsgericht). Die Kern hatten bis Beginn des 19. Jahrhunderts ihr Erbbegräbnis in der Stadtpfarrkirche. Die Gruft wurde letztmals bei der Kirchenrenovierung 1978/80 geöffnet. Abraham Kern bewarb sich 1631 um das Kastenamt Wasserburg im Falle einer Vakanz, 1632 um das Kastenamt Traunstein und 1634 um die Pflege Wasserburg.
Vergleiche Grabdenkmal, Nr. 25, Kern, 1611 (Georg Kern), Grabdenkmal, Nr. 45, Kern, 1815 (Anton Freiherr v. Kern), Grabdenkmal, Nr. 59, Kern, 1628 (Abraham Kern – Maria Altershamer), Grabdenkmal, Nr. 70, Kern, 1628 (Abraham Kern – Maria Altershamer) und Grabdenkmal, Nr. 78, Kern, 1629 (Gruftplatte Famile Kern).
Wappen
In den vier Ecken Wappen auf typischen Zürn-Kartuschen (nach Volker Liedke[4] auf Martin Zürn[5] zurückgehend), die allerdings so schon bei Jeremias Hartmann[6] auf dem Altar in der Zellerreiter Schlosskapelle von 1620 vorkommen. Oben rechts: geviertet, Allianzwappen: Altershamer Wappen und Adler mit gespreizten Ständern und Schwingen (vermutlich Adelzhauser/Adelszhausen = goldener gekrönter weißer Adler in silber – nach Apian[7] auch ohne Krone – Adelsgeschlecht in gleichnamigem Ort im Ldkr. Aichach-Friedberg, als Beamten in Dachau tätig.[8] Die familiären Beziehungen Adelzhauser-Altershamer konnten bislang nicht geklärt werden). Oben links: geviertet, Allianzwappen: Keck/Kech/Köckh in Prunn, halber Mann mit Kegelhut, einen Arm in die Hüfte gestemmt, mit der anderen Hand ein Schwert haltend, zwei übereinander liegende Winkel (vergleiche auch Grabdenkmal, Nr. 39, Keck, 1560). Unten rechts: Wappen der Kern mit Kessel und Flammen sowie schreitendem, gekröntem Löwen (Wappen nach 1611, vergleiche Inschrift in Grabdenkmal, Nr. 25, Kern, 1611). Angeblich war das Stammwappen der Kern ein goldener Löwe mit doppeltem Schwanz in schwarzem Feld. Nachdem die Kern die Jungwirt in Burghausen beerbt hatten, nahmen sie deren Wappen (Feuerkessel) in ihr Wappen auf. Unten links: geteilt, oben Vogel mit Sonne, unten Tannenbaum auf Berg (bislang nicht gedeutet, möglicherweise das seiner 1. Gemahlin Maria Lucia NN, gest. 1655)
Meister
Gregor Pichler (Signatur rechts vom Sarkophag – voller Namenszug Gregorius Pichler)
Erhaltung
Zahlreiche Risse im Relief, Ausbrüche in der Randleiste.
Literatur
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 102.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2087.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 57.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 10.
Maier, Lateinische Grabinschriften, 8.
Steffan, Bildhauer des Barock, 9, 75, 84.
Ferchl, Behörden und Beamte 1, 1264.
Birkmaier, Abraham Kern, 168-233.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs 1911, 18.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs, 32.
Brunhuber, Baubuch Khornmesser, 33ff.
Huber, Hofmark Zellerreith, 20-22.
Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns, 26,45.
Liedke, Gregor Pichler, 133-135.
Apian, Topographie von Bayern, 479ff.
Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 976.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 30, Kern, 1656, publiziert am 02.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._30,_Kern,_1656 (21.11.2024)
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- ↑ Gregor Pichler - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 75.
- ↑ Bildhauerwerkstatt Zürn - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 26.
- ↑ Maier, Lateinische Grabinschriften, 8.
- ↑ Liedke, Gregor Pichler, 133 - 135.
- ↑ Martin Zürn - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 9.
- ↑ Jeremias Hartmann - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 113ff.
- ↑ Apian, Topographie von Bayern, 482 Bild Nr. 93.
- ↑ Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns, 26,45.