Kanalweg
Autor: Matthias Haupt
Kanalweg Straßennamen
1927 traditionsbewahrend in Erinnerung an den ehemaligen, heute verfüllten Kanal benannt, der vom Inn durch den Hals, das heißt die engste Stelle der vom Inn umschlossenen Halbinsel, durch die Schopperstätte (vgl. Schopperstattweg) floss, um dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder in den Inn zu münden. Die südliche Hälfte des Kanals wurde beim Bahnbau 1902, die nördliche Hälfte erst 1923 ganz eingefüllt. Neben der Knoppermühle (siehe Knoppermühlweg), dem Holzhof mit Sägemühle (siehe Holzhofweg), die der Kanal antrieb, ist dies ein weiterer erinnernder Name an die Bebauungssituation des Gebietes vor dem Eisenbahnbau. Die beachtliche Höhe des gemauerten Kanals von etwa viereinhalb Metern trug dem wechselnden Wasserstand des Inns Rechnung. Es ist überliefert, dass die Säge nur zu bestimmten Zeiten betrieben werden konnte, nämlich wenn es der Wasserstand zuließ. Nach einem Protokoll des Stadtmagistrats aus dem Jahr 1891 bestand der Kanal seit unvordenklicher Zeit. Er diente ab seiner Einmündung in ein altes Nebenflussbett des Inns (u.a. im Grundriss 1615 erkennbar) den Schopperstätten als eine Art Schwimmdock und zum Verbringen der fertigen oder reparierten Schiffe zum Inn. Der Chronist Dempf vermutete, dass der unter der Münchner Landstrasse durchlaufende Kanal wohl einst der Burggraben war, ehedem überbrückt, dann überwölbt. Im Grundriss 1615 ist dies nachweisbar: Hier als Statt Graben bezeichnet, unterirdisch verlaufend, ab der Mitte des heutigen Bahnhofplatzes in Richtung Burg. Beim Hochwasser 2005 suchte sich der Inn nach über 100 Jahren seinen Weg durch diesen alten, in Vergessenheit geratenen, verfüllten Stadtkanal, so dass das Wasser in die Altstadt dringen konnte und erheblichen Schaden anrichtete.[1]
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Kanalweg, publiziert am 06.06.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Kanalweg (22.12.2024)
- ↑ Haupt, Straßennamen, 46.