Innbrücke

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Gerald Dobler

Innbrücke (auch Rote Brücke)

Einführung

Die Innbrücke von Westen gesehen.

Die Innbrücke - nach ihrem Farbanstrich auch Rote Brücke - bestand bis in die jüngste Zeit vollständig aus Holz. Sie besaß den ältesten Darstellungen zufolge etwa 11 Joche,[1] zwischen denen die Brückenpfeiler standen, in Form einer Reihe senkrechter bzw. diagonaler Pfähle, die flussauf- und abwärts durch schräge Pfeiler stabilisiert bzw. flussaufwärts dadurch auch gegen Treibgut und Eisstoß geschützt wurden. Das innerste Joch der Brücke vor dem Brucktor war als Zugbrücke gestaltet (Stadtplan von 1615). Etwa in der Mitte der Brücke befand sich ein hölzerner Torbau mit einem Walmdach, das Torwarthäusl (Ansicht 1580/85)[2] bzw. mit einem Pyramidendach und Ecktürmchen (Ansicht 1583 bis nach 1596). Am äußeren Ende ein weiteres einfaches Holzhaus, welches als Wachhaus genutzt worden sein könnte.

Ansicht der Innbrücke 1583 bis nach 1596.
Ansicht der Innbrücke um 1580/85, Blick Richtung Süden.
Die Innbrücke auf dem Stadtplan von 1615.

Geschichte / Baugeschichte

Die Brücke wird zum ersten Mal um 1204 erwähnt, als Graf Dietrich von Wasserburg aus deren Zolleinnahmen eine Stiftung an das Kloster Frauenchiemsee tätigte: Traditio census annui de Pontorio in Hohenau.[3] Ihre erste Errichtung ist jedoch bereits im 11. Jahrhundert in Zusammenhang mit der 1085 erstmals genannten Burg von Wasserburg oder spätestens im 1. Drittel des 12. Jahrhunderts mit der Verlegung des Grafensitzes von Limburg nach Wasserburg anzunehmen. Ebenso wie der Genuss der Zolleinnahmen war ihre Errichtung und Unterhaltung Sache der Grafen von Wasserburg und später der bayerischen Herzöge, wie aus einer Beschreibung der von den Bürgern der Stadt ab 1415 hergestellten Befestigungen hervorgeht: vnd was die brugken vnden auch tur vnd slachtor von holtz vnd eysen berürt habent die burger nicht daran ze machen[4] Die Brücke war wichtiger Bestandteil der Salzhandelsroute von Reichenhall nach Traunstein und über Wasserburg nach München. Sie ist bis heute in Staatsbesitz.

1365 erhielt die Brücke offenbar ein neues Geländer.[5]

In den Jahren 2014/15 konnte auf Veranlassung des Heimatvereins Wasserburg ein Eichenpfahl der Brücke, der 1982/83 beim Bau der heutigen Brücke geborgen worden war, mithilfe einer kombinierten C-14 Radiokarbon-Datierung und einer Holzaltersbestimmung anhand der Jahrringbreiten (Dendrochronologie) in die Zeit um/nach 1630 oder um/nach 1640/50 datiert werden.[6]

Zwischen 1600 und 1683 wurde ein Bettelhäuschen auf der Innbrücke errichtet.[7]

In den Rechnungen der Stadtkammer ab 1686 werden Ausgaben für Zugbrücke und Wachthaus auf der Innbrücke aufgeführt (Schlag- oder auszug pruckhen und wachtheusl der yhnpruckhen). In diesem Jahr wurde die Brücke repariert und das Torwarthaus erneuert, 1704 kam es zu einem Neubau des Torhäusels samt der Zugbrücke.[8]

1753 ist der Torbau in der Mitte der Brücke nicht mehr verzeichnet (Vogelschauplan 1753[9]).

Vor 1803 kam es offenbar zur Aufgabe der Zugbrücke (Stadtplan 1803[10]).

1816-1817 wurde die Innbrücke mit einem künstlichen Sprengwerke, also mit Bogenkonstruktionen, und nur noch sechs deutlich breiteren Jochen neu errichtet.[11]

Ansicht der Innbrücke um 1840.

1856 wurde die Brücke für die Dampfschifffahrt auf dem Inn um 5 Fuß (ca. 1,50 m) erhöht.[12] Zuvor war die Fahrbahn der Brücke gepflastert.[13]

Ansicht der Innbrücke von 1908.

In der Nacht vom 27. auf den 28. März 1929 stürzte die Brücke nach einem Eisstoß am 8. März teilweise ein und wurde anschließend neu errichtet, jetzt zum ersten Mal unter Verwendung von Stahl und Beton. Die Wiedereröffnung fand schon am 4. August desselben Jahres statt.[14]

Die Innbrücke nach dem Einsturz 1929.
Die Innbrücke während der Wiederherstellung 1929.

Am 2. Mai 1945 abends um 19.34 Uhr, bevor am nächsten Morgen die Amerikaner in Wasserburg einmarschierten, sprengten SS-Truppen die Brücke. Sie wurde provisorisch schnell wieder repariert.[15] Die sich in den folgenden Jahren anschließende umfassende Instandsetzung war jedoch erst Anfang 1950 abgeschlossen.[16]

1982/83 erfolgte schließlich der Bau der bestehenden Brücke in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild.

Heiserer nennt Hochwasserschäden in der Stadt für 1348, 1515, 1641, 1648, 1666, 1709, 1786, 1807, 1821, 1840, 1851 und 1853, von denen zumindest diejenigen vor dem 19. Jahrhundert größere Reparaturen an der Brücke vermuten lassen.[17] Beim sogenannten Jahrhunderthochwasser im August 2005 wurde die Holzbeplankung der Brücke großteils zerstört.[18]

Innbrücke bei Hochwasser 2005.

Quellen

Monumenta Boica 2, 450.
StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3.
StadtA Wasserburg a. Inn, I2b245.
StadtA Wasserburg a. Inn, II322.
StadtA Wasserburg a. Inn, II1679.
BayHStA, GL fasz. 4356 Nr. 21.
Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7.
Gschwind, Innbrücke, Dendrochronologie 1.
Scharf, Innbrücke, C14-Datierung.
Gschwind, Innbrücke, Dendrochronologie 2.

Literatur

Heiserer, Geschichte Wasserburg, 262, 274.
Kögl, Innbrücke.
Auer, Landkreis Wasserburg, Drittes Reich, 645f.

Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Innbrücke, publiziert am 17.09.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Innbr%C3%BCcke (21.11.2024)
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  1. Heiserer, Geschichte Wasserburg, 274 gibt 10 Joche an, er zählt die Brückenpfeiler als Joche.
  2. Vgl. den entsprechenden Torbau auf der Steinernen Brücke in Regensburg.
  3. Monumenta Boica 2, 450, Urkunden des Klosters Frauenchiemsee, Nr. 6.
  4. StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3.
  5. StadtA Wasserburg a. Inn, I1a7.
  6. Gschwind, Innbrücke, Dendrochronologie 1./ Scharf, Innbrücke, C14-Datierung./ Gschwind, Innbrücke, Dendrochronologie 2.
  7. StadtA Wasserburg a. Inn, I2b245.
  8. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 18f. (BayHStA, GL fasz. 4356 Nr. 21).
  9. BayHStA, Plansammlung 19893
  10. StadtA Wasserburg a. Inn, V55
  11. Heiserer, Geschichte Wasserburg, 274. Heiserer gibt fünf Joche an, er zählt die Brückenpfeiler als Joche. In zwei Ansichten vom Anfang des 19. Jahrhunderts, die demnach nach 1817 entstanden sind (Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1016b./ StadtA Wasserburg a. Inn, VDep.1-0184) erscheinen sechs bogenbörmige Brückenjoche, die Seiten der Brücke inkl. der Pfeiler erscheinen senkrecht verbrettert. Auch der Stadtplan von 1854 gibt nur sechs Joche wieder.
  12. Heiserer, Geschichte Wasserburg, 274./ StadtA Wasserburg a. Inn, II322.
  13. Kögl, Innbrücke.
  14. StadtA Wasserburg a. Inn, Reg.Verz.Teil2-VIIIR13./ Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 25.
  15. Handschriftliche Tagebuchaufzeichnungen des Stadtarchivars Josef Kirmayer, StadtA Wasserburg a. Inn, II1679.
    nach Auer, Landkreis Wasserburg, Drittes Reich, 645f.
  16. o.V., Innbrücke vor der Fertigstellung, 3.
  17. Heiserer, Geschichte Wasserburg, 262.
  18. StadtA Wasserburg a. Inn, IVc1d-M1.