Grabdenkmal, Nr. 6, Pichler, 1748
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Maria Anna Pichler, geborene von Praitlohn.
Standort
Pfarrkirche St. Jakob (Außen)
Nordseite, nahe der Nordwestecke der Kirche.
Früherer Standort
Nach Lobming[1] ursprünglicher Standort.
Beschreibung
Fast quadratische Rotmarmorplatte mit nur wenig eingetiefter Schrift. Unten in den Text integriert Allianzwappen Pichler-Praitlohn in rundem Flachrelief, seitliche Ranken, oben Krone. Der Stein ist bündig in die Mauer eingelassen.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 74 cm Breite: 73 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original |
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Wanders Mann Stehe still! Höre an, was Ich will In dein Gebett seÿ Ingedenckh Ein Andechtigs AVE schenkh Der Wohl Edl und Gestrengen Frauen MARIA ANNA Pichlerin, Gebohrnen Von Praitlohn Churfirstl. Hof Cam̅er- Secretarin, dan Pfleggericht=schreiberin Zu Cling, und Umbgelterin zu Obing, welche im 70. Jahr ihres Alters den 30 Sept: 1748. In Gott seelig Ist Verschieden. Gott gebe Ihr Ruhe und Ewigen Friden. Du aber o Wanders Man Lebe vernünfftig, Betrachte das Künfftig |
Erläuterung
Anna Maria Pichler, * 1678, † 30.9.1748, gehört zu den sogenannten Amtsnutznießerinnen, wobei im 18. Jahrhundert Pfleggerichte und ihre untergeordneten Ämter auch an Frauen verliehen wurden. Teilweise waren es Witwen oder Töchter von Beamten, Hofdamen, Kammerjungfern oder Töchter von langjährigen Hofbediensteten, die auf diese Weise einen Unterhalt bekamen. In der Regel mussten sie aber ein zur Amtsführung taugliches Subjekt heiraten, denn mit der eigentlichen Amtsausübung durften sich die Frauen, außer bei ganz untergeordneten Aufgaben, nicht befassen.
Daher ist davon auszugehen, dass sich ihr Gemahl unter den Beamten von Kling finden lässt: Wahrscheinlich handelt es sich um Johann Karl Pichler d. J., Hofkammersekretär zu Kling und (Ober-)Umgelter von Obing, † 15.2.1733. Johann Karl Pichler ist in Schnaitsee begraben worden, sein Epitaph befindet sich in der nördlichen hinteren Kapelle.[2] Warum Maria Anna Pichler nicht in Schnaitsee bestattet wurde, lässt sich vielleicht nur mit der Familiengrabstätte der Praitlohn in Wasserburg erklären.
Von 1634 bis 1789 übten Mitglieder der Familie Pichler die Ämter des Gerichtsschreibers und Umgelters in Kling aus:
- Johann Pichler, † 14.7.1666
- Johann Carl Pichler d. Ä., † 23.8.1718
- Johann Carl Pichler d. J., † 15.2.1733
- Joseph Carl Pichler, † 5.9.1753 (Votivbild in St. Leonhard)
- dessen Tochter Maria Theresia Pichler, verwitwet Pichelmayr, verheiratet Albert, † 2.6.1789.
Wappen
Allianzwappen
Pichler (links): zwei mal in drei Farben geteilt auf gleich hohen Plätzen über Dreiberg.
Praitlohn (rechts): Halbes springendes Einhorn auf Turm.
Erhaltung
Etwas stumpf in der Oberfläche.
Literatur
Steffan, Die Grabdenkmäler der Klinger Beamten, 781-782.
Steffan, So wurde in Kling Recht gesprochen, Nr. 2.
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi, Nr. 123.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 14
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, 26 Nr. 15.
Zur Person Johann Karl Pichler: Ferchl, Behörden und Beamte 2, 397 – 398.
Zu Amtsnutznießerinnen: Ferchl, Behörden und Beamte 2, XXVI.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 6, Pichler, 1748, publiziert am 02.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._6,_Pichler,_1748 (21.11.2024)
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