Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
 

Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, Gesamtansicht.
Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, Skizze Springer.
Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, Skizze Geigenberger.
Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, Skizze Lobming.

Personen

Hans Steinhauff zu Schmichendorf und Schönbrunn († 11.6.1575)
Wolf Steinhauff zu Schmichendorf und Schönbrunn (Sohn; † 7.9.1572)

Standort

Pfarrkirche St. Jakob (Innen)
An der Sakristeisüdwand zum Chor hin, mittig über die beiden Epitaphe Grabdenkmal, Nr. 46, Strässl, 1527 und Grabdenkmal, Nr. 47, Perkhofer, 1515 gesetzt.

Früherer Standort

ausserhalb dasiger Pfarrkirche ist unter dem zweyten Bogen, wo man von dem Freythof in das Schloss hinaufgeht[1]

Beschreibung

Querformatiger, großer Stein. Die beiden Verstorbenen, Vater und Sohn, knien in Rüstung einander gegenüber. Zwischen ihnen das Kruzifix. Im Hintergrund eine Burg-/Stadtarchitektur bzw. Mauerstruktur. Bei jedem Ritter ein Schriftband mit Anrufungen des Erbarmens Gottes. Neben den abgelegten Helmen unter den Kreuzbalken jeweils das Wappen der Steinhauff mit gekröntem Spangenhelm, Helmdecke, Adlerflug und Wiederholung des Motivs. Schrift rechts unten beginnend nach oben laufend für Hans Steinhauff. Ebenso rechts unten nach links oben laufend Text für Wolf Steinhauff. In den Ecken vier Sippschaftswappen.

Material

Rotmarmor.

Maße

Höhe: 97 cm   Breite: 198 cm   Stärke: 18,5 cm

Transkription/Übersetzung

Inschrift
Anno domi 1575 den 11. Juny starb
der Edel und Vest Hans Steinhauff zu Schmichendorff und Schonbrun dem G[ott genade]
hie ligt begraben der Edel und Vest Wolff Steinhauf so verschiden den 7. Septembris.
ano 1572 dem Got genade.
Rechtes Schriftband
Ach ein Sündtr geborn gelebt
gestorben bin ich Criste mein her erneue vergib aufferwecke
mich Ich bin glaübig erhalte
verklere
mach selig mich
Linkes Schriftband Deutsche Übersetzung
Ich lige und schlaffe gantz im
frieden den̅ allein du herr hilffst mir, das ich sicher wone Psal. 4
[Ich kann mich sorglos niederlegen und mich dem Schlummer überlassen,
denn Du läßt mich ganz ungestört und sicher ruhen, Herr. Ps. 4, 9]

Erläuterung

Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, Ahnengalerie.

Am Kreuzstamm Meistersignatur H W, ligiert. Nach Liedke[2] wohl Hans Weinhart von München. Auf linkem Schriftband die Jahreszahl 1573. Höckmayr[3] gibt nur die Inschriften für Hans und Wolf Steinhauff wieder, ebenso Lehner.[4] Zu den Personen: Die Steinhauff sind ein berühmtes Straubinger Geschlecht, von dem sich ein Zweig in Wasserburg niedergelassen hatte. Hans Steinhauff der Jüngere war vom 9.9.1551 - 19.6.1575 Kastner in Wasserburg; nach seinem Tod führte seine Gattin Elisabeth das Amt vom 3.6. bis 2.7. 1575 unter Verwaltung des Mautners Jakob Höller einige Zeit weiter. (– es liegt eine Diskrepanz zwischen Ende seiner Amtszeit, Weiterführung durch die Gattin und dem Todesdatum vor[5][6]). In Analogie zu den Wappen seines Sohnes Wolf (links oben Gattin Leibersdorf, links unten Mutter der Leibersdorf = geborene Lerchenfeld) ist das rechte obere Wappen der Elisabeth Schrettl/Schröttl, Gattin des Kastners Hans Steinhauff zuzuordnen. Elisabeth Schrettl/Schröttl wäre demnach die Tochter seines Amtsvorgängers Stephan Schrettl/Schröttl und der Amalia Rainer von Erb. Somit stehen die Inschriften dieses Grabdenkmals und Grabdenkmal, Nr. 82, Schrettl, 1540 in einem familiären Zusammenhang, der allerdings zunächst nicht klar ersichtlich war, da der Name von Hans Steinhauffs Ehefrau bei Freyberg mit Schertlin angegeben war. Der Vergleich mit einer Ölbergszene (Springer Nr. 35, allerdings ohne Text, und Lobming Nr. 116 mit falschen Proportionen, aber Text) erbrachte Gewißheit, dass die gemalte Totentafel und die beiden Epitaphe zusammenhängen. Wolf Steinhauff, zu dessen Tätigkeit bei Ferchl[7] nichts vermerkt ist, war verheiratet mit Jakobea, Tochter des Konrad Zeller von Leibersdorf/Leubersdorf (Wappen links oben).

Wappen

Im Mittelfeld Wappen der Steinhauff: in Rot pyramidenförmig übereinander geschichtete Steinkugeln. Nach dem Aussterben der Steinhauff in männlicher Linie führten die Sinzl von Weitteneck das Wappen weiter, da Hieronymus Sinzl die letzte Steinhauffin geheiratet hatte.
Rechtes oberes Eck: Schrettl = weiß-rot geschrägt mit schreitendem schwarzen Bär im weißen Feld.
Linkes oberes Eck: Zeller von Leibersdorf = blauer Mannsrumpf mit Gugel in Gold.
Rechtes unteres Eck: Allianzwappen der Rainer von Erb und Schenk von Neideck = geviert; 1/4 blau, weiß und rot gelängt; 2/3 rote Spitze in weiß unter rotem Haupt.
Linkes unteres Eck: Lerchenfeld = geschwungener Sparren belegt mit einem Vogel mit ausgebreiteten Flügeln (bei Lobming[8] falsch wiedergegeben).
Die Wappen Rainer und Schrettl finden sich auch auf Grabdenkmal, Nr. 82, Schrettl, 1540.

Erhaltung

Gut.

Literatur

Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 114 und 116.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, 29.
Ferchl, Behörden und Beamte 1.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 85.
Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns, 148.
Ferchl, Behörden und Beamte 2, 1260.
StadtA Wasserburg a. Inn, VI1943. Springer, Skizze Nr. 35.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2082.
Freyberg, Historische Schriften, 660f.

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 48, Steinhauff, 1575, publiziert am 02.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._48,_Steinhauff,_1575 (21.11.2024)
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