Friedhofstiege
Autor: Gerald Dobler
Sogenannte Freidhof(er)- oder Friedhofstiege an der ehem. Michaelskapelle (Schmidzeile 28)
Einführung
Die sogenannte Friedhofstiege an der Nordseite der ehem. Michaelskapelle führt von der Schmidzeile, dem Weg von der Burg in die Stadt, in den tiefergelegenen Kirchhofplatz, den ehemaligen Friedhof der Stadtpfarrkirche St. Jakob hinab, von dem sie ihren Namen erhalten hat.
Geschichte / Baugeschichte
Der erste genehmigte Bau einer mannshohen Gruft sei nach Heiserer bestimmungswidrig im Zeitraum eines Menschenlebens als doppelstöckige Karnerkapelle mit einem Beinhaus im Untergeschoss und der eigentlichen Michaelskapelle im Obergeschoss durch die Stadtgemeinde Wasserburg ab 1378 bis spätestens zur Schlichtung des Streites hierüber im Jahr 1402 ausgeführt worden.[1]
Spätestens mit dem Neubau der Michaelskirche 1501/02 am jetzigen Ort durch Wolfgang Wiser ist auch die Errichtung der Treppe anzunehmen. Zusammen mit der Michaelskirche gehörte die Stiege zur Stadtpfarrkirche St. Jakob.
Die Stiege diente in erster Linie als Verbindung zwischen der Kapelle und dem Beinhaus (bzw. als Verbindung zwischen dem oberen Stadtbereich Schmidzeile und dem ehemaligen Friedhof um St. Jakob[2]).[3]
1624 erfolgte eine weitere Erneuerung.[4]
Ein Plan der Michaelskirche von 1810 zeigt die Stiege am heutigen Ort, jedoch bog sie im unteren Teil nach Norden ab, sie war nur im oberen Teil entlang der Kirche gewölbt und überdacht.[5]
1818 befand sich die Stiege in einsturzgefährdetem Zustand und wurde bis zum folgenden Jahr im Zuge der Anlage des Gartens des Pfarrhofes in der heutigen geraden Form neuerrichtet. Sie erhielt ein Schindeldach.[6] Der untere Lauf der Treppe befand sich zuvor an der Terrassenmauer innerhalb des heutigen Pfarrgarten, der bei seiner Anlage stark in den Kirchhofplatz ausgedehnt wurde.
Zwischen 1845 und 1858 erfolgte eine Neueindeckung der Treppe.[7] 1861 wurden aufgrund von kleineren Baufälligkeiten erneut Renovierungsmaßnahmen notwendig,[8] 1878 erhielt die Stiege ein Blechdach.[9]
Quellen
StadtA Wasserburg a. Inn, II402.
StadtA Wasserburg a. Inn, V1671.
Nadler, St. Jakob.
Haupt, Friedhofstiege.
Literatur
Heiserer, Geschichte Wasserburg, 272.
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Friedhofstiege, publiziert am 24.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Friedhofstiege (21.11.2024)
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- ↑ Haupt, Friedhofstiege, 2./ Heiserer, Geschichte Wasserburg, 272./ Ergänzung durch die Redaktion nach Heiserer, Geschichte Wasserburg, 325, 326.
- ↑ Anmerkung der Redaktion: Die Darstellung des Verlaufs der Stiege ist im Grundriss 1615 erkennbar: Nach ca. der Hälfte des Verlaufs biegt der Verbindungsgang von der Schmidzeile in Richtung Nordwesten ab. Es wird aus diesem Plan zudem offensichtlich, dass die Stiege die Kirchengeschosse nicht direkt erschloss; die obere Kapelle und das ursprüngliche Beinhaus unten hatten jeweils separate Eingänge.
- ↑ Haupt, Friedhofstiege, 2. Bei mittelalterlichen Karnerkapellen gibt es regelmäßig keine Verbindung zwischen den Geschossen im Inneren, allenfalls eine Sichtverbindung wie im Karner von Perschen bei Nabburg in der Oberpfalz.
- ↑ Nadler, St. Jakob, 123, unter Berufung auf StadtA Wasserburg a. Inn, KR 1624. Im Stadtplan von 1615 ist nur der Übergang von der Burg zur Kirche, jedoch nicht die Treppe erkennbar.
- ↑ Abgewinkelte Form ebenso bereits im Stadtplan von 1803 (StadtA Wasserburg a. Inn, V55), ähnlich auch im Vermessungsplan von 1813 (StadtA Wasserburg a. Inn, VDep.1-0341). Der untere Lauf ist hier sehr lang, der obere ist nicht erkennbar.
- ↑ Haupt, Friedhofstiege, 2, 7./ Kostenvoranschlag vom 22.6.1818, StadtA Wasserburg a. Inn, II402.
- ↑ Haupt, Friedhofstiege, 2.
- ↑ Haupt, Friedhofstiege, 5.
- ↑ Kostenvoranschlag vom 6.5.1878, StadtA Wasserburg a. Inn, II402.