Grabdenkmal, Nr. 46, Strässl, 1527
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Wolfgang Strässl † 28.5.1527
Margareta Eglinger † 22.7.1515 (Sonntag nach St. Vitus 15.7.)
Anna Schmidl † 11.2.1533
Standort
Südwand der Sakristei zum Chor hin.
Früherer Standort
ausserhalb dasiger Pfarrkirche ist am Freythof nicht weit von der daselbstigen Todtenkapelle an der Mauer[1]
Beschreibung
Querformatiger, mächtiger Grabstein mit schmaler Randleiste. In der oberen Hälfte Text und links Wappen der 1. Ehefrau, untere Hälfte in Draufsicht Totengerippe auf Leichentuch, begrenzt von seitlichen Pilastern, die schon der Renaissance zuzurechnen sind. Oberhalb des Gerippes mehrfach gewelltes Schriftband mit Zitat aus dem Alten Testament. Seitlich davon in Rundbogennischen aber mit angedeutetem Kreuzgewölbe Wappen der Strässl und Eglinger mit Helm, Helmzier und Helmdecke. Im linken oberen Eck Wappen der Schmidl in einfacher Rundbogennische – Helmdecke anders gearbeitet, daher vermutlich von anderer Hand.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 124 cm Breite: 250 cm Stärke: 27,5 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original |
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Ano dni 1527 am 28 tagMay ist gestorbe̅ der ersam weis wolfgang Schträssl ein schtifter/ der ewige̅ mess des chor altars in diese̅ untter̅ capelle̅ Auch ligt hie begrabe̅ die ersam fraw ma`ga`eta/ Eglingerin sein erste hausfraw ist gestorbe̅ am Süntag nach viti 1515 ist aüch gesto`ben die Ersam/ tügenthafft fraw Anna Shmidli̅ sei̅ anndre hawsfraw 1533 am X I tag febe`arÿ de̅ got alle̅ ge̅at O homo ait superbis terra et cinis Eccles III O Mensch, sagt der Prediger, den Stolzen, Staub und Asche bist du (Ecclesiastes 3,20) |
Erläuterung
Lehner[2] bringt keine vollständige Textwiedergabe, sondern nur die Messstiftung. Auch fehlen Angaben zur Person des Wolfgang Strässl. Als Entstehung kann die Zeitspanne nach dem Tod der 1. Ehefrau 1515 verbunden mit der Heirat der 2. Gattin und dem Tod des Wolfgang Strässl 1527 angenommen werden. Während die Jahreszahl 1515 fortlaufend in den Text eingearbeitet ist, scheint das Todesdatum von Strässl (größere Abstände) und die Sequenz zum Tod der 2. Gattin nachgetragen zu sein. Das Bildprogramm wurde geändert, da oberhalb des Wappens von Strässl eine Vertiefung stehen geblieben ist, die dem gegenüberliegenden Wappen der Schmidl entspricht. Die Textfläche war für 5 Zeilen eingeteilt, es wurden jedoch nur vier ausgefüllt. Allerdings ist die Zeile bereits waagrecht und senkrecht vorliniert. (Grabdenkmal, Nr. 46, Strässl, 1527, Leere Stelle, vorliniert) In die Adlerschwinge auf dem Stechhelm im Wappen der Strässl war ursprünglich ein Schrägbalken aus andersfarbigem Marmor (wie?/schwarz) entsprechend der Tinktur im Wappen eingesetzt – heute fehlend. Während die Schwungfedern dieser Helmzier fein ausgeführt wurden, blieben sie im Wappen der Eglinger als Rohlinge stehen und geben nur die Umrisse wieder. Halm schreibt das Epitaph Leb zu[3], das Wappen der Schmidl links oben soll jedoch von einer Gesellenhand sein. Halm verweist auf die kräftigen Bohrlöcher als Eigenart Lebs hin. Bei der Annahme einer Entstehung nach 1515 kommt Leb als Meister nicht mehr in Betracht. Liedke[4] lehnt eine Zuschreibung an Leb ab und meint, dass das Epitaph einem (namentlich nicht bekannten) Schüler Lebs zuzuordnen ist, der von München aus gearbeitet hat. Er könnte dem Werkkreis des Meisters des Altars von Mörlbach entstammen, doch ist die Ausführung etwas schwächer und naiver.[5] Zu den Personen: Die Eglinger von Egling stammen von einem gleichnamigen Sitz im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Das Geschlecht ist 1511 ausgestorben. Die Gemeinde führt noch die blauen Wellen auf silbernem Grund im Wappen.
Wappen
Links oben: Wappen der Schmidl = in Silber halber schwarzer Stier.
Rechts unten: Wappen der Strässl = schräger linker Balken (=Straße).
Links unten: Wappen der Eglinger = rotes Haupt, zwei silberne senkrechte Wellen auf blauem Grund.
Erhaltung
Gut.
Literatur
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 110.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 86.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2082.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 28.
Liedke, Wolfgang Leb.
Lohse, Die Schlange im Schädel, 291-306.
Hefner, Bayerischen Antiquarius 2, 236.
Halm, Wolfgang Leb, 150-151.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 46, Strässl, 1527, publiziert am 18.11.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._46,_Str%C3%A4ssl,_1527 (27.12.2024)
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- ↑ Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 110.
- ↑ Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 86.
- ↑ Halm, Wolfgang Leb, 150-151.
- ↑ Liedke, Wolfgang Leb.
- ↑ Lohse, Die Schlange im Schädel, 305.