Eingangsspruch über dem Portal, Nr. 132, 1616
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Unbekannt.
Standort
Friedhofsportal (Nordseite)
An der Nordseite des Portals über dem Tor als zentraler Blickfang.
Früherer Standort
Unbekannt, da nicht bei Lobming.[1] Auf Grund des Textes könnte es sich jedoch um den Stein über einem Friedhofsportal gehandelt haben (St. Jakobsfriedhof oder Friedhof im Hag). Wenn Friedhof im Hag, dann müsste er ursprünglich auf der Außenseite des Portals angebracht gewesen sein.
Beschreibung
Querrechteckige Platte mit breitem Rahmen. In der Mitte schmales Bildfeld, links und rechts Gedicht mit Reimschema a – a / b – b. Unten eine durchgehende Textzeile, unterbrochen durch ein Hauszeichen. Rundbogiges Bildfeld mit Flachrelief: Kreuz in Wolkengloriole, im unteren Bereich Büsche als Hintergrund angedeutet. In den Zwickeln oberhalb des Rundbogens die Jahreszahl 16. Links und rechts vom Kreuz die Verstorbenen, gleichsam als Votanten: rechts der Familienvater mit drei Söhnen, links die Frau mit einer Tochter.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 80 cm Breite: 200 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original |
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Herein herein O frumer Christ der Du in Gott entschlaffen bist Auf dissen Plan so mein und dein verordnetes schlafkemerlein Nach dissem lebenalder Wier Ruchen hoffen doch mit begier Nicht drin zu bleiben in ewigkhait, Sonder Zum Jüngsten tag mit freid Sighafft in Cristo zu ersten (=erstehen) Und in das Himelreich zu gehn Vil schiner Rosen ligen hie, Die werden bringen schöne plie (=Blüten) Im sumer zu dem Jüngsten tag darumb O Cristen Mensch nit clag, Scheich dich nit vorm Zeitlichen tod, Er hilft dir nur auß angst und not Ewig Hernach dein leben Ist Im reich der himel so du bist Rechtglaubig und Cristlich gestorben Cristus hat unß das hail Erworben Hie lig ich und mus verwesen, dan ein sinder bin ich gewessen. Doch hof ich ein Ewiges leben, welches mir mein Cristus wird geben. |
Erläuterung
Meister vermutlich Jeremias Hartmann[2], da er um diese Zeit der einzige Bildhauer in der Stadt war. Die dargestellten Personen (Mann mit drei Söhnen – Frau mit einer Tochter) passen jedoch nicht zum Familienstand von Hartmann um diese Zeit. Das Hauszeichen ist nicht auflösbar – Meisterzeichen? Das Fehlen von Sterbekreuzchen oder Todesdaten legt die Interpretation nahe, dass es sich nicht um ein Grabmal, sondern um einen mahnenden Hinweis auf die Sterblichkeit und ewige Seligkeit handelt, wobei der Stifter sich und seine Familie darstellen ließ. Daher wird in der Literatur der Begriff Votivstein verwendet.
Wappen
Hauszeichen oder evtl. Steinmetzzeichen.
Erhaltung
Gut.
Literatur
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi.
Skrabal, Geschichte der Stadtpfarrei St. Jakob, 39.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, 11f.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Eingangsspruch über dem Portal, Nr. 132, 1616, publiziert am 02.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Eingangsspruch_%C3%BCber_dem_Portal,_Nr._132,_1616 (21.11.2024)
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- ↑ Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi.
- ↑ Jeremias Hartmann - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 113ff.